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Gedanken zum Evangelium - Darstellung des Herrn

Jetzt ist es auch mal gut

Der greise Simeon ist sicher: Nun kann er in Frieden scheiden. Denn er hat den gesehen, auf den er gewartet hat: Jesus. In Frieden mit sich und der Welt sterben, das gibt es auch heute,ganz unspektakulär. Drei Beispiele.

Evangelium

Als sich für die Eltern Jesu die Tage der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten,brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen, wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.

Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Simeon. Dieser Mann war gerecht und fromm und warteteauf den Trost Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe.

Er wurde vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.

Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sieund sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen undaufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, – und deine Seele wird ein Schwert durchdringen. So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden.

Damals lebte auch Hanna, eine Prophetin, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schonhochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf  und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. Zu derselben Stunde trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.

Als seine Eltern alles getan hatten,  was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde stark, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade ruhte auf ihm.

Lukasevangelium 2,22–40

„Wir haben unseren Spaß gehabt“

Als mein Opa 2015 starb, habe ich überlegt, was ich von ihm gelernt habe, was ein prägender Punkt ist, den ich von ihm für mein Leben übernommen habe. Sofort fiel mir ein Stichwort ein: Geselligkeit.

Mein Opa liebte das Leben – obwohl er als junger Mann die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erleben musste. Er engagierte sich in Vereinen und Verbänden und nutzte jede Gelegenheit, um unter Leute zu kommen. Als er 90 Jahre alt wurde, feierte er seinen Geburtstag nicht etwa mit einem ruhigen Mittagessen im kleinen Kreis. Er lud Kinder, Enkelkinder, Nichten, Neffen und Nachbarn zu einem Geburtstagsfest am Abend in ein Gasthaus. Der Spielmannszug des Ortes brachte ihm ein Ständchen, sein Schwager spielte auf der Ziehharmonika, es wurde sogar noch getanzt. Er hing am Leben, selbst als ein schwerer Schlaganfall ihn zeichnete. Der Satz des greisen Simeon im Tempel wäre meinem Opa wohl nicht über die Lippen gekommen.

Anders war es bei einer Großtante von mir, der Schwägerin meines Opas. Sie starb im vergangenen Jahr mit 85 Jahren. Auch sie habe ich unglaublich gesellig in Erinnerung: Immer wieder hat sie die Familie und ihre Nachbarn eingeladen. Als Kind war ich oft bei ihr zu Besuch. Später haben wir auf Festen gemeinsam auf das Leben angestoßen, gefeiert und gelacht.

Als ihre Kräfte nachließen und meine Familie wusste, dass sie nicht mehr lange leben wird, hat mein Papa sie ein letztes Mal zu Hause besucht. Sie sagte: „Du, Reinhold, wir haben unseren Spaß gehabt. Jetzt ist es gut.“

Meine Großtante blickte zufrieden auf ihr Leben zurück: Sie hatte ein schönes Haus, einen großen Garten, ihre Kinder und Enkelkinder führen ein gutes Leben. Sie hatte sogar das Glück, noch zwei Urenkel zu bekommen. „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht in Frieden scheiden“ – meine Großtante hätte Simeon voll und ganz zugestimmt.

Kerstin Ostendorf

Und tschüss im Zeltlager

Es war ein normaler Abend im Ferienlager. Die Kinder und Jugendlichen saßen beim Abendessen unter freiem Himmel. Herr Gürttler, wie den über 80-Jährigen alle nannten, wurde von seinem Betreuer zum Auto gebracht. Der alte Herr drehte sich um, winkte mit seinem Stock den Kindern zu, die sich mit einem gemeinsam gebrüllten „Und tschüss“ verabschiedeten. Es war ein Abschied für immer. In der Nacht starb Herr Gürttler in seinem Pensionszimmer im nahen Ort.

Seit gut zehn Jahren fuhr er mit den Messdienerinnen und Messdienern aus dem westfälischen Rheine ins Zeltlager. Nachts schlief der alte Herr in einer Pension, tagsüber saß er mit einem Kreuzworträtsel vor dem Küchenzelt. Er bewachte den Zeltplatz, wenn die Kinder und Jugendlichen Ausflüge machten, und wenn sie zurückkehrten, unterhielt er sich mit ihnen, machte Witze. Eine Art Lager-Opa.

In diesem letzten Jahr war es anders: Herr Gürttler kam nicht mehr allein zurecht. Das Gehen fiel ihm schwer. Alleine auf dem Platz zu bleiben, war zu riskant. Ein Gruppenleiter wurde abgestellt, um ihm zu helfen. Es wurde zwar nicht ausgesprochen, aber es war klar: Das würde das letzte Ferienlager für Herrn Gürttler sein. Und ziemlich genau zur Hälfte dieses letzten Lagers schlief er in seinem Bett ein. Er starb in einer Gemeinschaft an einem Ort, an dem er gerne war.

Der Leichnam wurde vom Bestatter nach Hause geholt. Das Ferienlager ging weiter. Herr Gürttler starb an einem Samstag. Am Sonntag feierten wir Lagermesse. Zuvor hatte es geregnet, doch nun setzte sich die Sonne wieder durch und zauberte einen Regenbogen über den Himmel, gerade als im Gottesdienst an Herrn Gürttler gedacht wurde. So traurig der Abschied war: „Es ist doch eigentlich etwas Gutes geschehen“, sagte ein zehnjähriger Junge an dem Abend. Ein langes Leben hatte ein gutes, friedliches Ende gefunden.

Ulrich Waschki

Mit dem Urenkelkind im Arm

Es ist im Februar 23 Jahre her, dass meine Oma starb. Wie lange ihr Tod zurückliegt, da brauche ich nie groß zu rechnen, da muss ich nur überlegen, wie alt unsere Tochter ist. Ein halbes Jahr nach ihrer Geburt starb meine Oma.

Sie war ein Familienmensch. Für uns war ihr nichts zu viel – vor allem für meinen älteren Bruder und für mich, ihre beiden einzigen Enkelkinder. Dass lange keiner von uns Anstalten machte, zu heiraten und ihr ein Urenkelkind zu schenken, fand sie traurig. Dass mein Opa, ihr geliebter Mann, relativ früh gestorben ist, machte die Sache nicht besser. Aber als ich schon über 30 war, war es endlich so weit: Ich heiratete und im August 2001 kam unsere Tochter zur Welt.

Zwei Bilder aus der letzten Lebensphase meiner Oma habe ich im Kopf: Zum einen die Taufe unserer Tochter in einem Familiengottesdienst. Wie meine Oma in der Bank saß, ein Kreuz auf ihre Stirn zeichnete und einfach glücklich war, dass es dieses Kind gibt und dass sie das doch noch erleben durfte.

Das zweite Bild ist nur drei Monate jünger. Es war mit meiner Oma nach einem Sturz relativ schnell gesundheitlich abwärts gegangen. Ihr Herz war schwach, sie lag im Krankenhaus, als ich sie dort mit dem Baby, inzwischen ein knappes halbes Jahr alt, besuchte. Ich sehe es vor mir, wie meine Oma strahlte, als ihr kleines, munteres Urenkelkind glucksend auf ihrer Bettdecke lag und sie anlächelte.

In dieser Zeit wurde aber auch klar: Meine Oma würde nicht mehr allein in ihre kleine Wohnung zurückkehren können. Den Gedanken, in einem Heim zu leben, fand sie schrecklich. Und irgendwie auch unnötig. Denn ihre Augen hatten gesehen, worauf sie so lange gewartet hatte: ein neues Kind in ihrer Familie, ein neues Glück.

Wenige Tage später starb sie und ich bin sicher: Sie ist in Frieden geschieden. In Frieden mit sich und ihrem Leben und in Vorfreude auf ein Wiedersehen mit ihrem Mann, meinem Opa. Bestimmt freute sie sich, ihm von dem Urenkelkind zu erzählen.

Susanne Haverkamp