In seiner Predigt ging der Pfarrer der Frage nach, ob Kirche Demokratie könne. Diese Frage erscheine ihm heute sehr passend – an einem Tag, an dem wir Christkönigssonntag feierten und an dem gleichzeitig die Kirchenverwaltung gewählt werde.
Das eine klinge nach Monarchie, während das andere eindeutig demokratisch sei. Die Kath. Kirche habe sich mit der Demokratie als Staatsform lange schwer getan. Bis weit ins 19. Jahrhundert habe die christlich geprägte Monarchie als ideale Staatsform gegolten. Erst Ende des 19. Jahrhunderts habe Papst Leo XIII. festgelegt, dass die Kirche bereit sei, mit allen Menschen guten Willens zusammenzuarbeiten – unabhängig von der Staatsform.
Das II. Vatikanische Konzil von 1962 bis 1965 habe mit der dogmatischen Konstitution Lumen Gentium („Licht der Völker“), die am 21.11.64 verabschiedet worden sei, einen Umschwung im Hinblick auf das innerkirchliche „Fremdeln“ mit demokratischen Strukturen gebracht. Durch dieses Dokument sollte eine größere Mitbestimmung der Gläubigen ermöglicht werden, ohne jedoch die hierarchische Struktur der Kirche zu verändern.
Die Kirche „bastele“ nunmehr seit 60 Jahren an der praktischen Umsetzung von Lumen Gentium herum. Nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“ werde probiert, das allgemeine Priestertum aller Getauften mit dem Weiheamt in Einklang zu bringen.
Gremien wie Pfarrgemeinderat, Gemeindeteam, Synoden aller Art o.ä. seien hierbei mehr oder weniger erfolgreiche Versuche, das typisch katholische „sowohl – als auch“ in Einklang zu bringen. Die Kirchenverwaltung habe er in dieser Aufzählung bewusst weggelassen. Diese gebe es bereits sehr lange. Dass sie nicht im Neuen Testament erwähnt werde, wundere ihn fast schon ein bisschen. Auch unseren Vorfahren sei klar gewesen, dass man die Verwaltung einer Kirchenstiftung nicht alleine dem Pfarrer überlassen dürfe, weil dieser i.d.R. kein Finanzfachmann sei. Kirchliche Vereine und Bruderschaften hätten sich stets selbst organisiert und ihre Vorstände gewählt. Von daher habe die Kirche an der Basis schon immer Demokratie „gekonnt“. Jeder wolle Demokratie, bei Wahlen in der Kirche gebe es jedoch oft nur eine geringe Beteiligung. Bei der heutigen Kirchenverwaltungswahl rechne er mit einer Wahlbeteiligung von 10 %.
Der Christkönigssonntag sei vor 100 Jahren als kirchliche Antwort auf die totalitären Bewegungen des Kommunismus und des Faschismus eingeführt worden. Er wolle uns zeigen, dass jeder, der Christus als den Herrn seines Lebens anerkenne, innerlich frei von der Bindung an eine Ideologie werde. Wir seien von Jesus aufgerufen, uns aufzumachen und bleibende Früchte zu bringen.
Der Dank des Pfarrers galt dem Pfarrcäcilienchor (Ltg. Markus Heinrich), der Schola Cantorum und dem Organisten Niklas Steinzer für die tolle, musikalische Gestaltung.
Nina Reuling / Bilder: Nina Reuling (5), Martin Winkler (2)